Jamaika

Dezember - ich fand einen Flug für 400,- € nach Jamaika - und Wolfi hatte keine Zeit zum Traveln! Gerade ein paar Monate nachdem wir uns kennen gelernt hatten, flog ich alleine für 2 Wochen in die Karibik. Ich hatte keine Ahnung was da auf mich als alleinreisende Frau zukommen würde.....

Was ich gleich bemerkte - Jamaika ist teuer und die Leute sind arm. Nicht nur einmal sah ich Menschen auf der Straße leben. Ich fand es besonders schlimm, als ich dort ein Bett aus Karton auf einem Grabstein sah. Weil man dort soviel Geld benötigte, fuhr ich mit Route Taxis durchs Land. Das sind Sammeltaxis, die auf fixen Routen zwischen Orten und Städten herum fahren. Autos sind hier so wichtig, dass sogar zwischen Obst und Gemüse Zierkappen verkauft werden.

Die Taxifahrten selbst würde ich als lebensgefährlich bezeichnen. Die Autos sind alt, die Sicherheitsgurte funktionieren nicht, der Beifahrersitz wird liebevoll als "death passenger seat" bezeichnet - immer schön hinten sitzen - und eine Geschwindigkeitsbegrenzung schien es auch nicht zu geben. Wie sonst konnte es passieren, dass wir mit völlig überhöhtem Tempo durch einen Ort rasten, ein gar nicht so kleiner Hund auf die Straße trottete und wir ihn vollgas überfuhren - weil bremsen keine Chance! Kurz hats gerumpelt und gewinselt hat er auch noch, das wars.....

Vielleicht hatte er den Hund auch einfach nicht gesehen weil so viele Luftballons die Windschutzscheibe verhängten, man wird es nie erfahren, denn spannenderweise verstand der Taxifahrer eigentlich nur Patois, die einstige Sprache der Sklaven eine Mischung aus Englisch und Kreol. Das hieß ich kam mit meinem Englisch nicht weiter! Also wechselte ich das Taxi, nur damit ich eines erwischte in dem auch die Freundin des Fahrers mitfuhr. War toll als sie nach einiger Zeit zu streiten begannen. War schön, dass ich so nah an der Gesellschaft dran war, aber auch ein bißchen laut und handgreiflich...

Irgendwann hatte ich mein erstes Ziel, die Stadt Ocho Rios, erreicht. Der Delphinpark Dolphin Cove war mir empfohlen worden, und ich dachte damals noch toll dass man sich um verletzte Tiere kümmert. Mittlerweile weiß ich dass Tiere nur für solche Parks gefangen werden und ich kann euch echt nicht empfehlen diese Tour zu machen. Das Gleiche würde ich aber auch über Sea World in Florida sagen.

Ich machte mit einer Gruppe Touristen die Tour "Swim with a Dolphin" mit. Im Neopren rein ins Wasser, natürlich mit Trainer. Während ich mich auf die Delphine konzentrierte tat er das Gleiche bei mir, wirklich nervig. Das war das erste Mal, dass ich es mit Sextourismus zu tun bekam, und mir wurde gleich mal ganz anders. Bei meiner Reisebuchung hatte ich entweder übersehen oder nicht wahrhaben wollen, dass die ganze Karibik der Platz ist, wo Frauen für Sex mit schwarzen Männern bezahlen....Nichts wie schnell weg und weiter mit dem Taxi nach Port Antonio.

Dort in der Gegend gab es ein paar wirklich schöne Strände und auch Jamaikas Neuschwanstein - Trident Castle. Auch den Strand Long Bay sah ich mir an - leider ohne Wellen. Dafür rief mir dort jemand 300 Meter quer über den Strand zu, dass er dort oben wohnen würde und ich jederzeit mit Geld vorbeikommen könnte, dann würden wir stundenlang Liebe machen.....na dann.....

Gleich in Port Antonio gibt es auch die berühmte Blue Lagoon -  auf deutsch kennt man sie besser unter dem Filmtitel "Die blaue Lagune" mit Brooke Shields.

Letzten Endes fand ich die besten Wellen in einem kleinen Ort namens Boston Bay. Die Locals waren easy und die Stimmung im Wasser sehr gut, die Wellen selbst mellow und das Meer hellblau und immer warm, ein Traum. Der Ort selbst ist bekannt für seine Jerk Stands. Schon morgens ging es los mit Grillvorbereitungen, und die meisten Männer machten den ganzen Tag nichts anderes als Wildschwein oder Huhn grillen. Die Frauen hingegen fragten mich ständig, ob ich keine Männer irgendwo in Europa kennen würde die sie von hier wegholen könnten. Das waren oft ganz schön hoffnungslose Gespräche. Sie meinten hier hätte jeder Mann 3-4 Frauen, die anderen wären im Gefängnis oder hätten HIV. Tatsächlich sah ich in 2 Wochen nur ein Pärchen gemeinsam am Strand.

In Boston Bay lernte ich beim Surfen auch zwei deutsche Zahnärzte kennen, welche schon ein halbes Jahr hier lebten. Mit ihnen ging ich in den legendären Roof Club in Port Antonio. Das war echt Nichts für schwache Nerven. Mit Unterwäsche hatten es die Mädchen dort echt nicht so, und ich sah auch zum ersten Mal "Daggering". Ich bemüh jetzt mal Wikipedia, denn mir fehlen die Worte dafür: Charakteristisch für das Daggering ist, neben den teilweise übertrieben hart dargestellten angedeuteten Sexualpraktiken, eine offene Tanzhaltung der Tanzpartnerin sowie deren häufiger, kurzzeitiger Griff zum bekleideten weiblichen Genital. Naja, im Club nahm man das dann nicht mehr so genau wer da wem auf welches Genital griff. Sehr beliebt war bei den Damen auch, ich kann es jetzt nur beschreibend wiedergeben: "Ein eingesprungener Spagat mit mehrfachem Mumu-Aufschlag". Danach schleiften sie die selbige noch fest über den dreckigen Boden - Unterwäsche hatte noch immer niemand an. Sollte vermutlich die offene Tanzhaltung laut Wikieintrag sein. Das war der Moment in dem ich wusste, dass ich eine totale Spießerin bin. Die Zahnärzte meinten hingegen das wäre noch gar Nichts, die Nächte würden hier total oft in einem Gangbang enden. Wir gingen jedenfalls vorher....

Ich hatte ungefähr eine Woche tolle Wellen, dann musste ich mir andere Beschäftigungen suchen. Eine davon war ein Ausflug zu den Reach Falls, wo ich ein nettes deutsches Pärchen kennen lernte. Allerdings waren beide schon total angenervt, weil ihr ständig Sexangebote gemacht wurden, obwohl er dabei war. Unser Guide erklärte das jedoch sehr überzeugend - schwarze Männer nehmen Weiße nicht ernst, weil diese so kleine Penisse hätten, dass sie ihre Frauen nicht befriedigen könnten. Ich musste lachen, aber ich denke dem Deutschen hat es nicht besonders gefallen.

Die Reach Falls werden einige vermutlich wiedererkennen - dort wurde die Wasserfallszene mit Tom Cruise im Film "Cocktail" gedreht.

Natürlich nutzte ich die Zeit zum Schnorcheln. Ein Strand in der Nähe von Boston Bay sollte zu meinem Lieblingsspot werden. Bis zu dem Moment, als mich ein riesen Barrakuda verfolgte und sogar aus dem Meer trieb, indem er zwei Meter neben dem Ufer immer auf und ab patroullierte! Ich blieb staunend am Ufer stehen, beobachtete den Raubfisch und war froh dass Nichts passiert war. In diesem Moment stellte sich ein Rastaman neben mich, zog an seinem Joint und meinte: "Good girl ya went out, very dangerous fish. You want to have sex now?"

Nachdem mir die Lust auf Schnorcheln auch ordentlich vergangen, war fuhr ich mit gefühlten und vermutlich auch tatsächlichen 180 km/h nach Montego Bay zurück und checkte mich in eine richtig feine Touristenanlage ein. Dort am Pool tauschte ich mich mit zwei All-inclusive Touristen aus den USA über unsere verschiedenen Erlebnisse aus. Die Zwei hatten in 10 Tagen die Anlage kaum und Montego Bay überhaupt noch nie verlassen. Danach meinte der Eine nur ungläubig: "It doesn't even seem that we are on the same island", so langweilig war es bei ihnen gewesen. Ich trank Jamaican Blue Mountain Capuccino ohne Ende, hörte Reggae und war froh als ich das Flugzeug Richtung Heimat bestieg, ohne mein ganzes Geld in schwarze ToyBoys investiert zu haben.

Daheim angekommen wollte ich nur über Kultur, Wirtschaft und Sport reden. Bloß keine Sexthemen mehr. Ich freute mich auf echte Freundschaften und Beziehungen, Familie, Liebe und Geborgenheit. Im Gepäck hatte ich dafür jede Menge richtig cooler Musik und unglaubliche Erinnerungen....

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Kommentare: 1
  • #1

    Vici (Mittwoch, 09 Dezember 2015 18:53)

    aaahh hahahahaha ich lach mich tot :D jetzt versteh ich erst die anschauliche darstellung von heute nachmittag :D :D :D