April 2009 - ab nach Ecuador, das artenreichste Land der Erde! Ich buchte eine Rundreise: Ankunft Quito und drei Wochen später Rückflug aus Guayaquil. Schon der Flug über das Land war fantastisch, wir hatten Ausblick auf den 6.310 m hohen, inaktiven Vulkan Chimborazo. Quito selbst liegt auf 2.850 Metern Seehöhe, da ist die Luft schon dünn, was Reisende Blutdruckproblemen und mangelnder Fitness beachten sollten. 2013 wurde der Flughafen, mit einer der schwierigsten Landepisten der Welt, geschlossen und ein neuer eröffnet. Dieser hat jetzt keine so abschüssige Landebahn mehr, daß ist sicher eine gute Info für alle die unter Flugangst leiden.
Wir fuhren vom Flughafen gleich nach Otovalo, einem Bergdorf mit dem größten Kunsthandwerk Ecuadors. Der Fahrer vom Hotel war wirklich nett, aber als er die dünne, kurze Schnur auspackte um den Surfbag zu befestigen war uns nicht ganz wohl, immerhin lagen 125 km Fahrt vor uns. Das war übrigens unsere einzige Taxifahrt, denn alles ist super mit dem Bus erreichbar, wir waren 3 Wochen nur damit unterwegs.
Die 2 Tage in Otovalo regnete es fast immer und auf ca. 2.500 Metern war es einfach immer kalt! Trotzdem besuchten wir den Markt und auch die Laguna de Ciucocha, auch genannt Meerschweinchensee. Der zuflusslose Krater ist so steil, daß sich im Wasser keine Fische befinden. Sogar die Schafe waren von dem Wetter nicht so begeistert.
Dafür entdeckten wir gleich warum der See so genannt wurde. Cuys, oder Riesenmeerschweinchen, sind in Ecuador eine Spezialität. Auch von Heilern werden sie verwendet: Er reibt das Tier über den Körper des Patienten, wo es angeblich quickt, sobald es eine kranke Stelle erreicht hat. Danach wird das Tier getötet und geöffnet, um an seinen Organen die Diagnose zu stellen. Ist mittlerweile übrigens verboten, war vermutlich nicht evidence based medicine :)
Nach den ersten Tagen fuhren wir mit dem Bus weiter Richtung Küste, in das Örtchen Mindo. Auf 1.300 m wurde es endlich wärmer, und wir waren mitten in Nebelwäldern im Naturschutzgebiet Mindo-Nambillo. Ein toller Ort für Vogelbeobachtungen und Raftingtouren. Ecuador hat die höchste Anzahl an Vögeln weltweit, ein Grund mehr hierher zu kommen.
Mindo war traumhaft, absolut empfehlenswerter Ort mit wunderschöner Flora und Fauna.
Weiter ging es entlang der Küste, nach Puerto López. Wir wollten nur eine Nacht bleiben und bezogen gleich beim Busbahnhof ein Zimmer. Nachdem wir eine Runde durch den Ort spaziert waren kamen wir zurück - und fanden die Rezeption nicht mehr! Alles war weggeräumt worden, dafür standen 2 Meter hohe Boxen und unzählige weiße Plastiksessel herum. Uns wurde erklärt, dass ein Familienmitglied gestorben war und hier heute Abend die Trauerfeier stattfinden würde.....
Zusätzlich war auch noch Strom und Wasser ausgefallen. Wir saßen in einem völlig überhitzten Zimmer und hörten die Trauergäste die halbe Nacht ins Mikro weinen und schreien - daß war so ziemlich das schrägste Hotel in dem wir jemals waren! Frühmorgens verließen wir das Haus, auch um am Strand die Fischfänge zu sehen.
Aufgrund der Saison hatten die Fischer extrem viele Baby-Hammerhaie dabei. Eine ganze Ladefläche war voll damit. Anscheinend gibt es in der nächsten Bucht eine Fischfabrik die alle Flossen für China verpackt. Es waren wirklich viele Tiere, wenn man sich vorstellt, daß soviele nur in einer Bucht, nur an einem Tag, getötet wurden, wahnsinn. Und dann trafen wir auf diesen Hai, sein Auge so groß wie ein Tennisball. Kurz bevor wir zu unserer Schnorcheltour aufbrachen!
Ecuador hat die größte Dichte an Vögeln weltweit. Diese müssen auch irgendwo rasten, hier zum Beispiel. Wir sahen auch die hübschen Blaufußtölpel.
Noch am gleichen Tag ging es weiter nach Canoa. Hier können wir euch das Hotel Pais Libre mit dem tollen Besitzer Flavio Coello wirklich empfehlen. Tolle Typ der auf seine Gäste aufpasst und super Geschichten erzählt. In Canoa erwischten wir nur sehr kleine Wellen, aber Favio surft eigentlich fast jeden Tag.
In Canoa hätten wir ewig bleiben können, relaxte Leute, Nichts los am Strand und ein Vermieter der Schnaps mit Skorpion- und Marihuanateilen brannte. Bevor Wolfi davon blind wurde reisten wir weiter. Unser nächster Stop war Montanita. Laut "Magazin der Süddeutschen Zeitung" eines der "Weltweit schönsten Reiseziele". So angekündigt, freuten wir uns total - und waren so enttäuscht wie selten zuvor. Wir hatten ein Hotel in Strandnähe bezogen aus dem wir nach 2 Nächten auszogen - nicht auszuhalten der Lärm von der Straße. Dabei fand gar keine Party statt, doch einzelne Personen stellten sich mit Radios auf die Straße um Werbung für ihren Getränkestand zu machen. Obwohl kein Mensch kam wurde die Musik niemals leiser gedreht, es war einfach nur nervig!
Nachdem wir weiter an den Ortsrand gezogen waren wurde es ruhiger und viel besser. Wir wollten auch bleiben - denn hier wurden die Wellen richtig gut!
Jeden Abend kamen Hunderte von Vögeln nach Montanita um dort die Nacht zu verbringen. Es war immer wieder spektakulär wenn sie sich um Plätze auf den Stromleitungen stritten.
Täglich gingen die Pferde am Strand und im Ort alleine spazieren und direkt vor unserem Hostel fanden wir einen ausgewachsenen Iguana.
Unseren Rückflug traten wir von Guayaquil aus an. Hier waren die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Laut Reiseführer wurde nur empfohlen sich am Malécon 2000 aufzuhalten, alles andere wäre zu gefährlich. Dort kann man sich gut bewegen, überall Sicherheitspersonal und es gibt auch Einiges zu besichtigen. Zum Beispiel den Parque Seminario. Ein kleiner Stadtpark in dem eine Kolonie von über 300 handzahmen, grünen Landleguanen leben.
Im Museo Arqueológico entdeckten wir den Zahn eines Mammuts, ausgegraben in Ecuador und so groß wie mein Kopf. Es ist fast schon Pflicht auf den Cerro de Santa Ana zu pilgern - der erste besiedelte Ort von dem aus sich ab 1547 die Stadt entwickelte.
Ein paar Schülerinnen waren ganz verrückt danach sich mit mir zu unterhalten und Fotos zu machen. Sie haben noch nie eine Frau gesehen die so ausschaut wie ich, vor allem die blonden Haare faszinierten sie. Ich hingegen war begeistert von diesem Schild an der Tür eines Burgerladens. Drinnen waren weder Inlineskates noch Pistolen erlaubt!
Als wir nach 3 Wochen unglaublich toller Reise völlig entspannt am Flughafengate saßen, wurde plötzlich Wolfgangs Name ausgerufen. Wir gingen zum Schalter - und das letzte was ich von ihm für lange Zeit sah, war wie Wolfi die Gangway runter ging - links und rechts begleitet von 2 Sicherheitsmännern mit umgehängten Maschinenpistolen!
Nach schier endloser Zeit kam er zurück - Drogenkontrolle, unser Gepäck war zerlegt worden. Vor allem unser Boardbag, den wir auf Wolfis Namen eingecheckt hatten, war für sie interessant. Sie wollten wissen wo wir die Boards gekauft hatten. In Ecuador wurden Drogen anscheinend direkt hinein verbaut. Wolfi war nichts passiert, die Beamten blieben freundlich, und wir konnten ungehindert ausreisen. Ich war so erleichtert, daß kann sich niemand vorstellen!
Ecuador ist definitiv eine Reise wert! Die Leute sind super freundlich, die Tier- und Pflanzenwelt wirklich beeindruckend. Wir haben vom Bergwaldtapir, bis zum Andenkondor und Kolibris viele außergewöhnliche Tiere gesehen. In der kurzen Zeit haben wir es leider nicht bis auf die Galápagos-Inseln geschafft.
Wo wir gesurft sind war das Wasser immer angenehm warm, doch kann der Humboldtstrom dies auch ändern.
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