Senegal

Oktober - ich wollte unbedingt nach Afrika. Der Westen, genauer gesagt Senegal, zog mich magisch an. Schon bei meiner Recherche war klar, dass wir uns alleine nicht zurecht finden würden, obwohl Wolfi fließend französisch spricht. In Dakar, genauer gesagt im Vorort Yoff, fanden wir das Malika Surfcamp. Martha, eine italienische Powerfrau sondergleichen, leitet es gemeinsam mit ihrem Mann Aziz. Die Lady hat so viel Energie, ein Wahnsinn. Ich kann Euch das Camp wirklich empfehlen.

Wir organisierten Aufenthalt und Flug für 2 Wochen, zusätzlich brauchte es auch noch ein paar Impfungen. Von Wien flogen wir nach Lissabon und warteten auf den Weiterflug mit TAP Portugal. Wir braven Mitteleuropäer saßen also dort in der Wartezone mit einem Stück Handgepäck, und dann kamen die Afrikaner. Wir kriegten die Münder nicht mehr zu als wir deren Handgepäck sahen: Überdimensionierte Trommeln, riesen Schachteln notdürftig mit Schnüren zusammengehalten und kein Mensch hatte sich an irgendwelche Abmessungen gehalten. Natürlich würde das schief gehen und jeder wußte es schon vorher. Wie man damit durch die Security-Checks kommt ist mir ein Rätsel, wenn ansonsten jedes 100ml-Ding extra in Plastikbeutel abgepackt werden muss! Die Flughafenpolizei und Securities wurden gerufen, und der Einstieg verlief ziemlich chaotisch. Wenn man dem Flughafenpersonal so zusah wurde aber auch klar, dass dies nicht zum ersten Mal so ablief. Im Flugzeug selbst ging es im gleichen Stil weiter - die Afrikaner verstanden nicht geordnet den Reihen nach einzusteigen und selbst als der Flieger abhob, versuchte ein Passagier nochmals aufzustehen und das Handgepäcksfach zu öffnen. Was für ein Chaos - Hello Afrika!

Bei Tagesanbruch war klar - hier ist es dreckig! Überall Plastik, am Strand, im Meer, auf der Straße, überall Abfall, ein Wahnsinn. Auch beim Surfen griffen wir, je nach Strömung, immer wieder in schwimmende Plastikteile. Hier der Strand in Yoff.

Das Camp war super, wir hätten uns im Stadtteil Yoff alleine nicht zurecht gefunden. Dadurch konnten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren - Surfen. Bei uns funktionierte die Welle N'gor Right sehr gut, und im Oktober brauchten wir auch noch keinen Neopren.

Die Insel N'gor Right selbst ist 5 min. mit dem Boot vom Ufer entfernt. Auch Einheimische lassen sich gerne übersetzen. Es sieht dort gar nicht aus wie im restlichen Dakar, alles ist wunderschön und gepflegt.

Nur einen kurzen Boatride von dort entfernt, findet sich die Welle Baja des Carpes. Dort habe ich vermutlich die fetteste Welle meines Lebens gesurft. Einmal abgeritten bin danach sofort aufs offene Meer Richtung Boot gepaddelt, vor lauter Angst vor dem nächsten Set! Ach ja, der Sport wurde umbenannt, denn früher hieß er: Baja des sharks - nur dann wollte dort niemand mehr surfen....

Auch der Strand in Yoff lief bei uns einige Male ganz gut und wir konnten vom Camp zu Fuß hin laufen.

Und wenn ihr einfach durch den Club Med durchgeht kommt ihr zu dieser tollen Welle.

Ein weiterer Spot den wir ziemlich gut fanden war Secret. Vorsicht vor den Seeigeln dort!

Überall wimmelte es nur so vor Ziegen und Schafen. Seit unserer Ankunft hatten wir kaum andere Tiere gesehen. Zuerst dachten wir das wäre in Dakar immer so, doch Martha erklärte uns, dass sonst nie so viele Tiere in der Stadt zu finden sind.  Der Grund für den Ausnahmezustand: TABASKI - das höchste islamische Fest, fand genau zu der Zeit statt, als wir im Senegal waren!

WARNUNG: Die nächsten Bilder und Tatsachen sind vermutlich Nichts für schwache Nerven oder Vegetarier - beides in Kombi eventuell auch ganz blöd. Für uns war es eine tolle Erfahrung und eine große Ehre eingeladen worden zu sein: Aziz nahm 4 Campbewohner an diesem besonderen Tag mit zu seiner Familie!

Eine Stunde fuhren wir durch den Senegal, ich habe keine Ahnung wo wir damals waren, doch es war super! Vor allem wegen der brütenden Hitze, gefühlten 50 Grad im Schatten!

An Tabaski ist es für alle gläubigen Muslime weltweit Pflicht, ein Tier zu opfern, welches leistbar ist. Martha meinte von Schaf bis Kamel wäre Alles erlaubt, Hauptsache man teilt mit anderen. Was für ein toller Gedanke.  Angekommen bei der Familie setzten wir uns sofort in den Schatten, bekamen Getränke und wurden ausgiebig von den Kindern inspiziert. Das war natürlich ein leichter Einstieg in das Familienleben. Mit Antti, dem Finnen, hatten wir bei den Temperaturen besonders viel Spaß. Er war für die sengende Sonne, bei der sich sogar die Afrikaner in den Schatten stellten, so gar nicht gemacht und redete ständig von kalten, dunklen Winternächten daheim. Und wir trafen ihn erneut auf unserer Weltreise in Australien!

Relativ schnell wurden die beiden männlichen Gäste eingeladen an der Schlachtung teilzunehmen. Es töteten nur die afrikanischen Männer, sprachen ein kurzes Gebet und schnitten den Tieren die Kehle durch. Diese wurden so lange fixiert bis sie in den Sand verblutet waren. Danach wurden die Kadaver gemeinsam an eine Wand gehängt und mit vereinten Kräften gehäutet.

Die ganze Familie half zusammen, und die nicht verwertbaren Teile, Gedärme und Blut wurden einfach in einem Loch im Sand vergraben. Grundwasser gab es keines, und drei Häuser teilten sich einen Wasserhahn.

Ich war fasziniert davon wie die Afrikanerinnen mit dem Fleisch umgingen. Kaum waren die Tiere fertig zerlegt kamen sie, schnitten passende Teile zurecht und begannen zu kochen. 

Sie servierten uns Lammeintopf und Gegrilltes. Es schmeckte fabelhaft. Und entgegen aller Befürchtungen spielte auch die Verdauung mit und wir bekamen keine Probleme. Am nächsten Tag surften wir N'gor, und schon am Weg zum Boot blieben Gedärme von Schafen und Ziegen an unseren Beinen hängen - die meisten Leute hatten die Abfälle einfach ins Meer geworfen. Und kaum waren wir draußen ins Meer gesprungen, trieb tatsächlich ein Ziegenbein inklusive Huf an mir vorbei!

Keine Ahnung ob es die geilen Wellen, Tabaski, die vielen Ziegen oder auch nur das Trommeln mit der netten Crew war - Afrika hat uns voll geflashed! Wir wollen so schnell wie möglich wieder hin!

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